Hallo!
Zunächst halte ich sehr viel von Kampfsport, da er sowohl physische (Balance, Kondition, Körpergefühl,...) als auch psychische (Selbstbewusstsein, Respekt vor dem Partner, Verantwortungsbewusstsein,...) Eigenschaften verbessert.Auch Fallschule, die oft vermittelt wird halte ich für sehr sinnvoll und hilfreich im Alltag. Allerdings halte ich den Selbstverteidigungsfaktor vieler Kampfsportarten für zweifelhaft. (Selbstüberschätzung und "Wettkampftechniken" kann eine erfolgreiche SV, also die statistische Wahrscheinlichkeit heil aus einer gefährlichen Situation heraus zu kommen senken).
Ich habe insgesamt 4 Jahre lang Judo gemacht, ohne jedoch einen hohen Grad zu erreichen. Dennoch habe ich viele wichtige Erfahrungen sammeln können.
Im Moment trainiere ich 2x wöchentlich Reenactmentkampf nach dem Codex Belli, quasi der kampfsportliche Zweig der Living History.
Worum geht es?
Moderner (europäischer) Waffenorientierter Kampfsport nach der Formel:
Historische
Waffen + Historische
Rüstung + Historische
Kampftechnik= Historische
Wunden
Da das Ergebnis trotz moderner Medizin nicht erstrebenswert sein kann, wird an den drei Faktoren natürlich geschraubt:
Schaukampfwaffen aus Stahl, abgerundet und stumpf, oft etwas schwerer als die Originale (Achtung: Schaukampf ist Kampfchoreographie, im Besten Fall Theaterfechten, aber kein Freikampf, den ich trainiere)
Moderne Sportprotektoren (Eierbecher, Gelenkschoner) unter der historischen Rüstung, wo nötig.
Keine Stiche, keine Schläge zu Kopf oder Gelenken, Trefferzonenregelung und regelmäßiges Training für kontrollierten und sicheren Kampfablauf. Wobei es auch andere, "härtere" Stile wie Huscarl gibt.
Somit ergibt sich ein Kampfsport der relativ wenig Verletzungen hervorbringt, wie übrigens fast alle Kampfsportarten und sehr vielseitig ist, durch viele Waffenkombinationen wie Schwert, Dolch, Schild, Axt und Speer. Es gilt sowohl im Einzelkampf, als auch im Gefecht mit mehreren zu bestehen.
mehr Infos findet ihr auf meiner Seite:
http://die-freien-soeldner-zu-oldenburg.de.tl/Home.htm
unter "Kampf, Training, Waffen"
Wen der letzte Faktor (Kampftechnik) interessiert, den kann ich das historische Fechten nach Deutscher Schule (Liechtenauer) empfehlen. Hier wird die europäische Kampfkunst als Duellsystem aufgrund von Fechtbüchern aus dem Spätmittelalter und der Renaissance rekonstruiert. In den letzten Jahren ist es gelungen den Kampf mit dem Langen Schwert, als eine geschlossene Kampfkunst zu rekonstruieren. Ziel der hocheffektiven Techniken ist hierbei immer der Tod des Gegners, (deswegen kein Kampfsport, da auch kein Wettkampfsystem) wobei durch moderne Schutzkleidung ein sicheres Training möglich wird. Historisches Fechten als Kampfkunst hat deswegen auch recht wenig mit dem Reenactment Kampfsport zu tun.
Europa hatte eine lange Kampfkunsttradition, nicht erst seit dem Boom der Asiatischen Kampfsportarten und Kampfkünste. Auch hier gibt es verschiedenste Waffen, wie Mordaxt, Langes Messer, Dolch, Buckler usw. Es gab sogar ein Waffenloses Ringsystem, dass dem Jiu Jiutsu nicht unähnlich ist. Leider ist die Traditionslinie unterbrochen, vieles muss erst aus den Fechtbüchern rekonstruiert werden, nur sehr wenige Reste findet man noch im europäischen Sportfechten.
Derzeit liegen meine Ambitionen im Historischen Fechten aber auf Eis, da ich ohne Trainer in meiner Nähe autodidaktisch lernen muss. Mehr Infos zum Historischen Fechten werden bald auf meiner Seite erscheinen.
Gruß
Andres